Monday 1 August 2011

Schlechte Tage und noch schlechtere Tage

Ich habe eine SMS geschrieben! Fatal! Aber der gestrige Abend war so kolossal grottig - es ging einfach nicht anders. Und während meine Moral beim nicht-SMS-schreiben etwas einbricht, habe ich von den 8 neuen Nachrichten auf meinem Handy noch keine gelesen. Das ist ja auch was. Beschwert hat sich auch noch niemand. Was mich in meiner Annahme bestärkt, dass tatsächlich nichts passiert.
Der Einstieg ins nikotinfreie Leben gestaltet sich unterdessen wesentlich einfacher und die halbe Schachtel Lucky Strike steht ganz verloren da auf meinem Fensterbrett und trocknet aus.

Da ich versuche, hier das nachzuholen, was an mir versäumt wurde - nämlich die Geschichte des Wartens zu erzählen und wertvolle Tipps für das Behalten des Verstandes zu liefern, suche ich seit mittlerweile einer Woche nach immer neuen Wegen, diese tauben Wochen irgendwie weniger taub zu gestalten, oder doch zumindest schneller vergehen zu lassen. Ich gehe ins Kino, ich schaue Filme, ich kaufe und lese Bücher, ich höre Musik, ich spiele zeitraubende Browserspiele - um es kurz zu machen: Ich mache Jagd auf Minuten und Stunden. Nun ist das nicht sehr effektiv. Zum einen, weil jedes Buch und jeder Film und jedes Album ein Ende hat, zum anderen weil es im Wesen der Sache liegt, die ich hier mache.
Am schnellsten und unmerklichsten vergeht die Zeit, wenn man sich a) der Tagesordnung überlässt und sich so aus dem bewussten Teilnehmen ausklinken kann, während die Stunden weiter ablaufen oder wenn man sich b) kopfüber in etwas Neues stürzt und die Zeit davon so überrascht ist, dass sie nicht anders kann, als in großen Stücken abzubrechen. Nun sind weder a) noch b) für mich praktikable Lösungsmöglichkeiten meiner Misere. Warum? Weil ich mich weigere, weiter zu machen. Weil ich - als wievielte in einer endlosen Reihe von Menschen? - mit verschränkten Armen vorm Weltgeist stehe und sage "nicht mit mir" und ernsthaft daran glaube, dass ich den längeren Atem habe. Das ganze ist also durchaus ein etwas ambitionierteres Unterfangen. Und mit Unterstützung von oben ist nicht zu rechnen.

In solchen Fällen käme ein polytheistisches Weltbild gerade recht. Dann könnte ich mit Zeus Wer-als-Erster-Blinzelt spielen und Hera steckte mir Streichhölzer zwischen die Lider. So hingegen übe ich mich in der Disziplin, die eine frühere Mitbewohnerin "stoische Ruhe" nannte und versuche alles Wollen hinter mir zu lassen, ohne die Gewissheit zu verlieren, dass ich im Recht bin und hier tatsächlich etwas zu gewinnen ist. Kampflos. Nur durch eben einfach so warten.
Einfach so warten! Das ich nicht lache! Ich gewinne immer stärker den Eindruck, der Mensch sei nicht dafür gemacht.

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