Einatmen. Ausatmen. Nichts passiert. Hell. Dunkel. Hell. Dunkel. Tage vergehen, die Welt dreht sich, die Nachrichten beweisen, dass es das Weltgeschehen noch gibt - aber nichts passiert.
Wednesday, 3 August 2011
Die richtige Geschichte
Die richtige Geschichte ist die, die endet mit "immer nur gewinnen". Das Gefühl ist wichtig, denn die Abzeichen sind nur aufgeklebt und halten nicht in diesem Regen. Die Welt ist aus Pappe und aus Lebkuchen und die Füße kleben im Zuckerguss hinter den blinkenden Lichtern. Im Leben gibts keinen Plot. Nicht wirklich. Nur Großartigkeit. Und Absurdes. Der Zug ruckt an.
Monday, 1 August 2011
An einem dunklen Ort.
Da passiert es. Vor der Dönerbude am Leihhaus mit australischem Reggae im Hintergrund: Nicht mehr. Bis hierhin. Ich nicke dem Universum zu. Vielleicht habe ich als erste jemals gewonnen. Vielleicht bin ich auch nur die einzige, die es erkennt. Bis hierhin. Weil es nicht darauf ankommt, ob man lange genug wartet oder ob man es richtig macht. Es geht nur darum, die richtige Geschichte auszuwählen. Nur darum.
Universum 1 : Mensch 0
Mein Leben besteht zur Zeit aus viel Nichts mit gelegentlicher Abwechslung durch trockenes Schluchzen. Der Hammer. @Universum: Nicht schlecht, wie du das machst. Ich habe immer noch bzw. wieder keine Wohnung, meine Eltern kehren demnächst zurück und wollen meine Sachen wieder nach Leipzig verfrachten und hier gibt es mal wieder Mäuse. Denen ist es draußen eben auch zu kalt. Passt nicht gut. Habe bereits Mitleid mit den Mäuseleichen-in-spe. Überlege, rauchen und trinken wieder aufzunehmen, um mit der emotionalen Härte des Nichts besser umgehen zu können. Andererseits hat sich der Verzicht auf SMS und Mail durch die erneute Wohnungssuche als nicht praktikabel erwiesen.
Erwäge, das Spiel abzubrechen und mich in mein Schicksal zu fügen. Stelle fest, dass ich noch nicht ganz am Ende bin, wenn ich das noch erwägen kann und es noch keine Notwendigkeit ist. Also noch nicht. Da muss sich die Welt schon noch etwas besseres einfallen lassen. Wollen doch mal sehen, wer gewinnt.
Erwäge, das Spiel abzubrechen und mich in mein Schicksal zu fügen. Stelle fest, dass ich noch nicht ganz am Ende bin, wenn ich das noch erwägen kann und es noch keine Notwendigkeit ist. Also noch nicht. Da muss sich die Welt schon noch etwas besseres einfallen lassen. Wollen doch mal sehen, wer gewinnt.
Love is this.
Sometimes love is a white sheet covering a window on a sunny day. Sometimes love is waking up with your favourite song in your head. Sometimes love is saving lives. Even the one of the spider in your kitchen. Sometimes love is walking on a rainy day on bare feet and a beating heart. Sometimes love is all your lifestories conveyed in one moment of blissful silence. Sometimes love is the absence of all doubts in situations that are thoroughly new and untested. Without seatbelt or airbag or parachute. Sometimes love is a new pair of eyes and thus a different world. Sometimes love is a tightening in your chest that lets you believe you are experiencing a heart attack. Sometimes love is out of our reach. So we open our arms and wait. A lifetime. And longer.
Schlechte Tage und noch schlechtere Tage
Ich habe eine SMS geschrieben! Fatal! Aber der gestrige Abend war so kolossal grottig - es ging einfach nicht anders. Und während meine Moral beim nicht-SMS-schreiben etwas einbricht, habe ich von den 8 neuen Nachrichten auf meinem Handy noch keine gelesen. Das ist ja auch was. Beschwert hat sich auch noch niemand. Was mich in meiner Annahme bestärkt, dass tatsächlich nichts passiert.
Der Einstieg ins nikotinfreie Leben gestaltet sich unterdessen wesentlich einfacher und die halbe Schachtel Lucky Strike steht ganz verloren da auf meinem Fensterbrett und trocknet aus.
Da ich versuche, hier das nachzuholen, was an mir versäumt wurde - nämlich die Geschichte des Wartens zu erzählen und wertvolle Tipps für das Behalten des Verstandes zu liefern, suche ich seit mittlerweile einer Woche nach immer neuen Wegen, diese tauben Wochen irgendwie weniger taub zu gestalten, oder doch zumindest schneller vergehen zu lassen. Ich gehe ins Kino, ich schaue Filme, ich kaufe und lese Bücher, ich höre Musik, ich spiele zeitraubende Browserspiele - um es kurz zu machen: Ich mache Jagd auf Minuten und Stunden. Nun ist das nicht sehr effektiv. Zum einen, weil jedes Buch und jeder Film und jedes Album ein Ende hat, zum anderen weil es im Wesen der Sache liegt, die ich hier mache.
Am schnellsten und unmerklichsten vergeht die Zeit, wenn man sich a) der Tagesordnung überlässt und sich so aus dem bewussten Teilnehmen ausklinken kann, während die Stunden weiter ablaufen oder wenn man sich b) kopfüber in etwas Neues stürzt und die Zeit davon so überrascht ist, dass sie nicht anders kann, als in großen Stücken abzubrechen. Nun sind weder a) noch b) für mich praktikable Lösungsmöglichkeiten meiner Misere. Warum? Weil ich mich weigere, weiter zu machen. Weil ich - als wievielte in einer endlosen Reihe von Menschen? - mit verschränkten Armen vorm Weltgeist stehe und sage "nicht mit mir" und ernsthaft daran glaube, dass ich den längeren Atem habe. Das ganze ist also durchaus ein etwas ambitionierteres Unterfangen. Und mit Unterstützung von oben ist nicht zu rechnen.
In solchen Fällen käme ein polytheistisches Weltbild gerade recht. Dann könnte ich mit Zeus Wer-als-Erster-Blinzelt spielen und Hera steckte mir Streichhölzer zwischen die Lider. So hingegen übe ich mich in der Disziplin, die eine frühere Mitbewohnerin "stoische Ruhe" nannte und versuche alles Wollen hinter mir zu lassen, ohne die Gewissheit zu verlieren, dass ich im Recht bin und hier tatsächlich etwas zu gewinnen ist. Kampflos. Nur durch eben einfach so warten.
Einfach so warten! Das ich nicht lache! Ich gewinne immer stärker den Eindruck, der Mensch sei nicht dafür gemacht.
Der Einstieg ins nikotinfreie Leben gestaltet sich unterdessen wesentlich einfacher und die halbe Schachtel Lucky Strike steht ganz verloren da auf meinem Fensterbrett und trocknet aus.
Da ich versuche, hier das nachzuholen, was an mir versäumt wurde - nämlich die Geschichte des Wartens zu erzählen und wertvolle Tipps für das Behalten des Verstandes zu liefern, suche ich seit mittlerweile einer Woche nach immer neuen Wegen, diese tauben Wochen irgendwie weniger taub zu gestalten, oder doch zumindest schneller vergehen zu lassen. Ich gehe ins Kino, ich schaue Filme, ich kaufe und lese Bücher, ich höre Musik, ich spiele zeitraubende Browserspiele - um es kurz zu machen: Ich mache Jagd auf Minuten und Stunden. Nun ist das nicht sehr effektiv. Zum einen, weil jedes Buch und jeder Film und jedes Album ein Ende hat, zum anderen weil es im Wesen der Sache liegt, die ich hier mache.
Am schnellsten und unmerklichsten vergeht die Zeit, wenn man sich a) der Tagesordnung überlässt und sich so aus dem bewussten Teilnehmen ausklinken kann, während die Stunden weiter ablaufen oder wenn man sich b) kopfüber in etwas Neues stürzt und die Zeit davon so überrascht ist, dass sie nicht anders kann, als in großen Stücken abzubrechen. Nun sind weder a) noch b) für mich praktikable Lösungsmöglichkeiten meiner Misere. Warum? Weil ich mich weigere, weiter zu machen. Weil ich - als wievielte in einer endlosen Reihe von Menschen? - mit verschränkten Armen vorm Weltgeist stehe und sage "nicht mit mir" und ernsthaft daran glaube, dass ich den längeren Atem habe. Das ganze ist also durchaus ein etwas ambitionierteres Unterfangen. Und mit Unterstützung von oben ist nicht zu rechnen.
In solchen Fällen käme ein polytheistisches Weltbild gerade recht. Dann könnte ich mit Zeus Wer-als-Erster-Blinzelt spielen und Hera steckte mir Streichhölzer zwischen die Lider. So hingegen übe ich mich in der Disziplin, die eine frühere Mitbewohnerin "stoische Ruhe" nannte und versuche alles Wollen hinter mir zu lassen, ohne die Gewissheit zu verlieren, dass ich im Recht bin und hier tatsächlich etwas zu gewinnen ist. Kampflos. Nur durch eben einfach so warten.
Einfach so warten! Das ich nicht lache! Ich gewinne immer stärker den Eindruck, der Mensch sei nicht dafür gemacht.
Sunday, 31 July 2011
Schon halb Zehn - der Tag ist fast geschafft!
Das sind Gedanken, die mich nicht erst 21.30 überkommen, sondern bereits 9.30. Ich gebe das Rauchen auf, weil ich nicht so viel Geld habe, wie ich hier verrauchen würde. Außerdem macht es keinen Spaß mehr. Und weil ich grad so im Schwung bin und mein Fokus dringend auf irgendetwas gerichtet werden muss, höre ich gleich mit noch ein paar anderen Dingen auf. Alkohol trinken zum Beispiel. Ist zur Zeit ohnehin keine gute Idee. Könnte bei derzeitigem Nervenkostüm leicht zu ernstzunehmenden Leberschäden führen. Fleisch essen muss auch nicht sein. Bin den Tränen nahe beim Anblick einer Hühnerbrust. Und ich mag Hühner nicht mal.
Womit kann man noch aufhören? Mein Blick fällt aufs Handy und mein innerer Telekommunikationsjunkie läuft schon mal vorsorglich Amok. Keine SMS und keine Mails. Für 12 Tage. Wenn ich die durchhalte bin ich schon gut. Andererseits. Bekanntermaßen passiert hier ja nichts. Vielleicht ist es also doch ein Abschied auf unbestimmte Zeit von meinem Lieblingskommunikationsweg? Abwarten.
Apropos. Auch die Eliminierung alles Schönen - das ohnehin nicht mehr schön ist - verkürzt die Wartezeit weder merklich noch unmerklich.
Womit kann man noch aufhören? Mein Blick fällt aufs Handy und mein innerer Telekommunikationsjunkie läuft schon mal vorsorglich Amok. Keine SMS und keine Mails. Für 12 Tage. Wenn ich die durchhalte bin ich schon gut. Andererseits. Bekanntermaßen passiert hier ja nichts. Vielleicht ist es also doch ein Abschied auf unbestimmte Zeit von meinem Lieblingskommunikationsweg? Abwarten.
Apropos. Auch die Eliminierung alles Schönen - das ohnehin nicht mehr schön ist - verkürzt die Wartezeit weder merklich noch unmerklich.
Niemand hat mir beigebracht zu warten.
Wenn über Kindheit gesprochen wird, übers Jungsein und Jungbleiben, dann lächle ich und meine Freunde nicken mir zu - sie wissen es auch, es ist ein nicht in Frage zu stellender Konsens - ich hatte das, was man gemeinhin glückliche Kindheit nennt. Vielleicht die glücklichste von allen. Voll von Baumhäusern und Comichelden, 90er-Musik, Versteckspielen, Märchen, Geschwisterstreitigkeiten, Maikätzchen, unglaublich viel Sonnenschein und Dummheiten, Geschichten und Spielen. Jeden Tag stand ich auf, gewillt die Welt zu retten, oder zumindest zu verändern - kurz: Der Held meiner eigenen Geschichte zu werden.
Vielleicht weil die Unmittelbarkeit kindlichen Dramas nur schwer ein ganzes Leben lang durchgehalten werden kann, werden Menschen erwachsen, wachsen am Leben entlang, verändern sich. Mir wiederfuhr ähnliches und ich ließ manches hinter mir, weil es nicht in den Rucksack passte, den ich mir fürs Leben schnürte. Eines aber nahm ich mit: Den Willen stets der Held meiner eigenen Geschichte zu sein. Wie das geht, hatte ich gelernt aus Büchern und Gute-Nacht-Geschichten, aus Märchen und Liedern, aus Bibelerzählungen und Comicheften. Ich war gewappnet - was konnte schon passieren?
Tatsächlich kann man mit einem Bündel Heldenpathos beachtlich weit kommen. Ich sah unzählig viele unglaublich schöne Dinge und Menschen, erlebte wunderbares und hakte wie nebenbei das Pflichtprogramm aus Abitur, erstem Sex und Führerschein ab. Es ging voran. Alles war erreichbar, aber alles war auch immer neu, immer spannend, Dinge bewegten sich.
Das hatte alles seine Richtigkeit. So hatte ich es gelernt: Es gibt Handlung, Charaktere entwickeln sich - actionactionaction!
Damit ist es vorbei. Es geht nicht mehr voran. Oder zumindest kann man es nicht sehen. Die Handlung meines persönlich Epos stagniert. Nichts passiert. Ich warte. Muss warten. Räume dem Universum eine Frist ein, es sich noch einmal anders zu überlegen. Ich weiß nur nicht genau, wie das geht. Ich dachte immer, Zeit vergeht von allein, ohne dass man etwas dafür tun müsste. Inzwischen bin ich mir da nicht mehr so sicher. Ich rüttle, ich zerre, ich schiebe. Ich schlafe viel und versuche so zumindest das bewusste Warten zu verkürzen. Es ist das Schwierigste, was ich je gemacht habe. Es ist nicht mein Gebiet, widerspricht es doch sämtlichen auswendig gelernten Heldenmotiven meiner Kindheit. Es ist ein einsamer Kampf, ohne Publikum und ohne Geschichte, weil es nichts zu erzählen gibt von der Leere.
Taube Wochen. Und jeden Morgen frage ich: Wie lange noch? Und weiß: Bis ich nicht mehr frage.
Niemand hat mir beigebracht zu warten. Nicht so. Geduld ist keine Tugend, die durch actionactionaction geschult wird. Die Welt dreht sich. Die Sonne geht auf und die Sonne geht unter. Menschen werden geboren und Menschen sterben. Aber das ist egal. Das ist alles egal. Wichtig ist nur das Ticktack an der Wand. Und wahrscheinlich ist auch das egal. Höchstwahrscheinlich kommt es auch darauf nicht an. Wurde schon je eine Schlacht so gewonnen? Ich wüsste von keiner. Und versuche es doch. Wir werden sehen.
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